Würzburg/Walldürn (POW) Die besondere Bedeutung des Wallfahrens hat Bischof Dr. Friedhelm Hofmann in einem anlässlich des Blutfeiertags in Walldürn geführten Interview mit der Zeitung „Fränkische Nachrichten“ betont. „Menschen können auf der Pilgerfahrt erleben, dass ihnen das Unterwegssein neuen Sinn im Leben gibt. Sie können Belastendes abladen und sich wieder neu in die offenen Arme Gottes begeben.“ Die beim Pilgern erfahrene Nähe Gottes sei Stärkung für den Alltag, betonte der Bischof. In Walldürn habe die Verehrung der Eucharistie einen greifbaren Ansatz, der gut zu vermitteln sei und den Menschen den Weg in eine eucharistische Zukunft weise. „Die aktiven Christen dürfen sich nicht in die Gotteshäuser und Sakristeien zurückdrängen lassen. Kirche ist ein Teil der Gesellschaft und gehört als Ferment in die Gesellschaft hinein“, sagte Bischof Hofmann.
Gerade in einer Zeit, in der verstärkt Fragen nach Werten und nach Sinn gestellt werden, müsse die Kirche in der Gesellschaft präsent sein. „Wir müssen in der Seelsorge nahe bei den Menschen sein und mit ihnen aktiv in die Gesellschaft hinein christliche Positionen vermitteln“, forderte der Bischof. Wallfahrten zu den mannigfaltigen Gnadenorten seien eine herausragende Chance, jungen Menschen ganz konkret die Nähe und Hilfe des Glaubens zu vermitteln. „Wir brauchen Frauen und Männer, die aktiv auf die jungen Leute zugehen und sich die Zeit nehmen, ihre Fragen zu beantworten, und die mit ihnen konkret Christentum leben."
Großes Lob zollte der Bischof der Enzyklika „Deus caritas est“ von Papst Benedikt XVI. „Es ist kaum eine Enzyklika so positiv aufgenommen worden. Das zeigt: die Menschen hungern nach dem Erlebnis der Liebe.“ In seiner Schrift habe der Papst das Thema Liebe nicht auf einer abgehobenen theologischen Ebene behandelt, sondern Alltagserfahrungen einbezogen. So habe er erreicht, dass die Menschen auch die theologischen Grundlagen verstünden. „Ich hoffe, dass der Heilige Vater auf diese Weise ein neues Interesse weckt und viele Menschen gewinnt, die dies auch praktisch umsetzen.“
Eine klare Absage erteilte Bischof Hofmann den Plänen einer generellen Ladenöffnung am Sonntag. „Der Sonntag ist als Tag des Herrn auch ein Tag des Menschen. Der Mensch braucht Zeit, über die wichtigen Fragen seinen Lebens nachzudenken.“ Eine weitere Öffnung der Läden brächte eine sonntägliche Einbindung von noch mehr Menschen in den Arbeitsprozess mit sich. „Sie ist unfreundlich gegenüber Familien und schadet deshalb dem Wohl unserer Gesellschaft.“ Im Gespräch mit Politikern gelte es, deutlich zu machen, dass Verkauf am Sonntag den Umsatz nicht steigere, sondern nur verlagere – zum Schaden des Menschen.
(2606/0920; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Foto abrufbar im Internet