Münsterschwarzach (POW) „Ich habe Hut und Wanderstab bekommen und gehe meinen Brüdern voran auf der Suche nach dem Reich Gottes mitten unter uns – in der Freude des Heiligen Geistes.“ Die natürliche Freude und Fröhlichkeit des neuen Abts von Münsterschwarzach, Michael Reepen (47), war nicht nur bei seinen Dankesworten an Schluss der Abtsweihe zu spüren. „In der Freude des Heiligen Geistes“ lautet der Wahlspruch von Abt Michael und diese Freude ging am Montag, 26. Juni, bei einer nach den Worten Reepens „großen bewegenden Liturgie“ in der Abteikirche auf die rund 1500 Gäste über. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann war gekommen, um der Liturgie vorzustehen, zu predigen und dem am 20. Mai 2006 gewählten 75. Abt von Münsterschwarzach die Abtsweihe zu spenden.
„Wenn ich denke, was ein Abt alles können und tun muss, wird mir ganz anders“, sagte der geweihte Abt in seiner Dankansprache. Wenn er aber von diesen Gedanken loslasse und die Begabungen der Ordensbrüder und der vielen Menschen sehe, die der Abtei verbunden seien, „dann kommt Freude auf – ein tiefes Getragen- und Geführtsein in der Freude des Heiligen Geistes“. Diese Freude sei eine innere Freude, das Berührtsein von Gott, sagte Abt Michael. Die große Schar der Mitfeiernden tue den Mönchen von Münsterschwarzach gut und ermutige sie, weiter nach Gott und nach den Auftrag der Mönche im 21. Jahrhundert zu suchen.
Die Gästeliste der Weihefeier am Herz-Jesu-Fest war lange und reichte von Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer, CSU-Fraktionschef Joachim Herrmann und Kitzingens Landrätin Tamara Bischof über Abgeordnete und Bürgermeister bis hin zu Bischöfen, Äbten, Äbtissinnen, Priorinnen, Domherrn, Generaloberinnen und Provinziale. Neben Bischof Hofmann feierten Weihbischof Dr. Heinrich Timmerevers aus Vechta und Abtbischof Asztrik Varszegi aus der ungarischen Erzabtei Pannonhalma die Weiheliturgie mit. Die Liste der Benediktineräbte führte Erzabt Jeremias Schröder aus Sankt Ottilien an, weitere Äbte kamen aus den Abteien Bozen, Schweiklberg, Lambach, Plankstetten, Maria Laach, Scheyern, Königsmünster, München und Andechs, Weltenburg, Neresheim, Uznach/Schweiz und Georgenberg-Fiecht. Die Abtei Weingarten schickte den Prior. Äbtissinnen und Priorinnen waren aus Rüdesheim, Kirchschletten, Varenzell, Engelthal, Köln-Raderberg, Tutzing und vom Schwanberg vertreten.
Zu den Mitfeiernden zählten außerdem Vertreterinnen und Vertreter zahlreicher Ordensgemeinschaften im Bistum Würzburg sowie seitens des Domkapitels zu Würzburg Domdekan Prälat Kurt Witzel und Domkapitular Monsignore Günter Putz. Mit Bussen waren zahlreiche Verwandte, Freunde und Bekannte des neuen Abts aus dessen Heimat Freiburg im Breisgau angereist – mit Vater Werner und den drei Geschwistern des Abts an der Spitze. Prior Christoph Gerhard hieß sie alle zu Beginn der Feier willkommen. Besonders dankte er Bischof Hofmann für das Kommen: „Unsere Gemeinschaft schätzt es sehr, dass Sie heute die Weihe vornehmen!“ Danach stellte der Prior zusammen mit Pater Udo Küpper den neuen Abt vor und bezeugte vor Bischof Hofmann, dass die Wahl des neuen Abts am 20. Mai 2006 rechtens verlaufen sei.
In seiner Predigt nannte der Bischof die Berufung zum geistlichen Leben eine echte Alternative, die nicht nur den eigenen Lebensraum umspanne, sondern auch den der Mitmenschen. Mit Blick auf den heiligen Benedikt sagte der Bischof, der Ordensvater setze ganz auf die Gemeinschaft, um die neue Stadt Gottes aufzubauen. Die Ordensregel des heiligen Benedikts baue seit dem 6. Jahrhundert das christliche Abendland und das neue Europa auf und rufe zur Gegenwehr gegen Sittenlosigkeit und Dekadenz auch in der heutigen Zeit auf. Hinter dem Wahlspruch des neuen Abts aus der Regel des Ordensvaters Benedikt verberge sich ein ganzes Programm. Die Freude des Heiligen Geistes werde heute oft vermisst. „Wir müssen wieder stärker unsere Freude an der Berufung zum geistlichen Leben zeigen“, rief der Bischof der Festgemeinde zu.
Dem neuen Abt legte der Bischof ans Herz, innerhalb der Klostergemeinschaft den Hunger nach Gottes Reich und dessen Realisierung punktuell sichtbar zu machen und die Brüder zu stärken. Weiter solle er das Ziel, die neue Stadt Gottes, in seiner Mönchsgemeinschaft aufstrahlen lassen. „Die Gemeinschaft der Benediktinermönche ist ein großer Segen für das Bistum Würzburg“, sagte der Bischof. Besonders dankte er dem langjährigen Abt Dr. Fidelis Ruppert für die demütige Offenheit, den klaren Blick und das aufrichtige Glaubenszeugnis. Dem neuen Abt wünschte der Bischof, dass er in der Freude des Heiligen Geistes und mit gelebter Überzeugungskraft des guten Hirten lange segensreich wirken möge.
Die Abtsweihe erfolgte nach der Ansprache des Bischofs. Abt Michael versprach vor Bischof Hofmann, seinen Gelübden treu zu bleiben, die Regel des heiligen Benedikt zu beachten und die Brüder zur Gottesliebe, zu einem Leben nach dem Evangelium und zur brüderlichen Liebe hinzuführen. Weiter erklärte sich der neue Abt bereit, durch sein Wort und Beispiel im klösterlichen Leben den Brüdern den Weg des Heils zu weisen und sie zu Gott zu führen. Als ein guter Hausvater wolle er den Besitz des Klosters treu verwalten zum Wohl der Brüder, der Armen und der Gäste, versprach Abt Michael. Außerdem wolle er der heiligen Kirche allezeit dienen und dem Papst sowie seinen Nachfolgern Treue, Gehorsam und Ehrfurcht erweisen.
Danach wurden beim großen Fürbittgebet die Heiligen angerufen. Abt Michael lag dabei ausgestreckt auf dem Boden. Im Segensgebet bat Bischof Hofmann mit ausgebreiteten Händen über den knienden Abt, dieser möge in Gottes Kraft allen ein Vorbild im klösterlichen Leben sein. „Allezeit bedenke er, dass er ein schweres und mühevolles Amt übernommen hat: Menschen auf dem Weg des Heiles zu führen und ihnen gemäß ihrer Eigenart zu dienen; er wisse, dass er mehr helfen als herrschen soll“, bat der Bischof. Gott möge dem Abt ein wachsames Herz und seinen Beistand geben, damit er Sorge trage für die Seinen. Nach dem Segensgebet überreichte ihm Bischof Hofmann die Ordensregel und die Insignien: Ring und Mitra. Den Stab übergab Pater Dr. Fidelis Ruppert, Abt von 1982 bis 2006, mit den Worten an seinen Nachfolger weiter: „Lieber Abt Michael! Vor 23 Jahren wurde mir dieser Stab als Zeichen des Hirtenamts übergeben. An dich als meinen Nachfolger gebe ich ihn nun weiter. Trage Sorge für die Brüder, die dir anvertraut sind und für die du einst Rechenschaft ablegen musst.“
Zum Schluss der Liturgie wurde die so genannte „Laudes regiae“ gesungen. Die Form und der Text dieser Christus-Akklamationen gehen auf das 9. Jahrhundert zurück. Der Gesang beendete jahrhundertelang die heiligen Messen bei Kaiserkrönungen sowie bei Bischofs- und Abtsweihen. Mit ihnen wurde der Schutz und die Hilfe Gottes für den neuen Abt und alle, die ihm verbunden sind, erfleht. Den Gottesdienst gestalteten der gemischte Chor, ein Instrumental-Ensemble und eine Bläsergruppe des Egbert-Gymnasiums Münsterschwarzach sowie die Sopranistin Teresa Fuß unter Leitung von Manfred Weidl und Oskar Schwab. An der Orgel spielte Pater Dominikus Trautner.
Regierungspräsident Beinhofer dankte in seinem Grußwort am Schluss der fast dreistündigen Feier für dieses „ganz besondere Ereignis in der Geschichte Münsterschwarzachs“. Mit der Leitung der Ordensgemeinschaft werde der neue Abt in besondere Weise in den Dienst Gottes und der Mitmenschen gestellt. Mit den Vertretern der öffentlichen Institutionen freue er sich auf die Zusammenarbeit und Begegnungen mit Abt Michael. Besonders dankte Beinhofer Pater Fidelis Ruppert für das Durchhaltevermögen und die Belastbarkeit in den über 23 Jahren seiner Amtszeit als Abt. Der gesamten Abtei dankte der Regierungspräsident für das Gebet und das Wirken in der Region. „Die Münsterschwarzacher sind Teil des unterfränkischen Landes, seiner Glaubenswelt, seiner geschichtlichen Identität und seiner kulturellen Leistung. Ohne die Abtei wäre Unterfranken ärmer. Gott schütze die Mönche und die Abtei Münsterschwarzach“, sagte der Regierungspräsident.
Nach dem Auszug der 236 Konzelebranten, Priester, Ordensleute und Ministranten empfing den neuen Abt ein von den Angestellten der Abtei initiiertes „Abbas-Mobil“. Nachdem Abt Michael den Reigen der Gratulanten durchschritten und sein Messgewand abgelegt hatte, ließ er es sich nicht nehmen, auf das dem Papstmobil nachempfundenen Gefährt zu steigen und auf einem Sessel sitzend zur Festhalle zu fahren. Dort setzte sich das außergewöhnliche Fest der Abtei Münsterschwarzach fort.
Pater Michael Reepen war am 20. Mai 2006 zum 75. Abt von Münsterschwarzach und Nachfolger von Dr. Fidelis Ruppert gewählt worden. Reepen nahm am gleichen Tag die Wahl an und wurde von Erzabt Jeremias Schröder bestätigt. Reepen wurde 1959 in Freiburg im Breisgau geboren. Nach dem Abitur im Jahr 1979 arbeitete er zunächst als Erzieher in Sankt Pirmin/Sasbach. 1982 trat er in die Abtei Münsterschwarzach ein und legte im folgenden Jahr die zeitliche Profess ab. 1987 wurde Reepen, der in Würzburg Theologie studierte, zum Priester geweiht. Im gleichen Jahr legte er die Feierliche Profess ab. Im Anschluss wirkte Reepen bis 1989 als Erzieher im Münsterschwarzacher Lehrlingsheim Sankt Plazidus. Danach war er als Missionar zwei Jahre lang im tansanischen Ndanda eingesetzt. Bei seiner Rückkehr 1991 übernahm Reepen den Posten des Rektors im Lehrlingsheim Sankt Plazidus. Außerdem wirkte er von 1992 bis 1995 als Schulseelsorger im Münsterschwarzacher Egbertgymnasium. Von 1997 bis zur Wahl zum 75. Abt von Münsterschwarzach war Pater Michael Reepen Novizenmeister.
Hinweis: Der Bayerische Rundfunk sendet in seinem Hörfunkprogramm Bayern2Radio am Sonntag, 2. Juli, zwischen 12.05 und 13 Uhr eine 45-minütige Zusammenfassung der Abtsweihe von Michael Reepen.
(2606/0924; E-Mail voraus)
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